Die Journalistin Julia Schaaf von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung führte mit mir ein Interview, das Sie hier nachlesen können.

Vollständiges Interview in der Frankfurter Allgemeiene lesen

Nach unserem Gespräch haben wir uns einen Rollenwechsel gegönnt und ich durfte die Journalistin befragen.

Julia Bellabarba: Wie hat sich die Berichterstattung zum Thema Sex im Laufe Ihrer journalistischen Karriere verändert?

Julia Schaaf: Als ich vor gut 15 Jahren in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über „Casual Sex“ geschrieben habe, hat sich noch die „Titanic“ darüber lustig gemacht, so abwegig und anstößig schien das Thema für die seriöse Presse. Heute werden alle erdenklichen Beziehungsvarianten und sexuellen Fragen medial ganz selbstverständlich behandelt. Der Grund dafür ist nicht nur die alte Erkenntnis „sex sells“, auch wenn das eine Rolle spielen mag. Ich glaube, dass Journalismus stärker als früher versucht, die Themen abzubilden, die Menschen wirklich beschäftigen. Zugleich hat sich auch unser gesellschaftlicher Umgang mit Sexualität verändert. Alles scheint möglich, und wir reden auch drüber – was aber leider überhaupt nicht heißt, dass alles einfacher geworden wäre. Journalistisch reizvoll finde ich es dabei nach wie vor, hohe Qualitätsmaßstäbe anzulegen und eine angemessene Sprache zu finden.

Julia Bellabarba: Was hat Sie in unserem Gespräch überrascht / was fanden Sie besonders interessant?

Julia Schaaf: Oh, da gab es so einige Aspekte. Von Karen Gurney und ihrer Definition des Begehrens als Motivation zum Beispiel hatte ich vorher noch nie gehört. Der Gedanke, dass man Verantwortung übernehmen muss für sein eigenes erotisches Selbst hat mich sofort überzeugt. Und es gefällt mir, wie Sie mitdenken, dass unsere Vorstellungen von Liebe und Lust kulturell grundiert sind. In gewisser Weise lassen wir uns von unseren Hormonen in eine Falle locken: Aus der Phase anfänglicher Verliebtheit leiten wir ab, so unbedingt, synchron und leidenschaftlich müsste unser Begehren natürlicherweise auf lange Sicht sein. Dabei ist das Quatsch. Wie haben Sie so schön gesagt? Nichts an unserer Lust ist einfach verfügbar.

Julia Bellabarba: Was hätten sie gern noch vertieft?

Julia Schaaf: Sie haben zum Ende unseres Gesprächs gesagt, dass nicht nur die Lust, sondern auch Liebe immer eine Entscheidung sei. Darüber könnte man vermutlich lange reden.